Pressemitteilung          

 

Friesenheim, den 3. Februar 2023

 

Auf die Anfänge kommt es an – Nachdenklicher Blick des Landeschulbeirats auf Entwicklung und Situation der Schulen in Baden-Württemberg

 

Viele Grundschüler erreichen nicht das gefordertes Mindestniveau.

Lehrermangel herrscht an allen Orten.

Unruhe beherrscht die Suche nach Lösungen der anstehenden Probleme.

Dem Lehrermangel zu begegnen macht ein Expertenrat der Kultusministerkonferenz Vorschläge, wie z.B. Erhöhung der Lehrerarbeitszeit und Einschränkung von Teilzeitlehraufträgen. Das Land als Arbeitgeber ist hier durchaus recht großzügig, aber lässt sich durch Rücknahmen von Teilzeitgenehmigungen die ständig erhobene Forderung nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch erreichen bzw. aufrechterhalten? Kann man an der ‚Deputatsschraube‘ der LehrerInnen beliebig drehen?

Weitere Lehraufträge für pensionierte Lehrkräfte. Ist da noch viel Spielraum? Diesen Zugang gibt es schon seit den Pandemiezeiten der letzten Jahre.

Mehr Quer- und Seiteneinsteiger. Ist das in Zeiten des Fachkräftemangels noch eine Option für Fachkräfte?  Sind die Arbeitsangebote reizvoll? Wird hier Qualität gewonnen oder bleibt sie auf der Strecke?

Hybridunterricht in der gymnasialen Oberstufe. In zweieinhalb Jahren massiver Einschränkungen durch Corona hat man viel getan, um Fernunterricht zu ermöglichen – die Schullandschaft befand sich in einer Art Laborsituation und hat viel Innovationsfähigkeit bewiesen. Aber was ist davon seit letztem Sommer geblieben, wieviel Hybridunterricht gibt es seitdem (noch)?

Wichtige und gute Weiterentwicklung des Lernens müssen Bestandteil der Qualitätsentwicklung sein und nicht Notnagel zu Minderung des Lehrermangels.

Grundschülern mangelt es oft nicht nur an Basiswissen in Deutsch und Mathe. die Coronazeiten haben auch gezeigt, dass durch das Fehlen sozialer Kontakte Defizite im sozial-emotionalen Bereich entstanden sind. Ein Kind, das jetzt in der 4. Klasse ist, hat nicht nur viele wichtige Unterrichtsstunden versäumt, ihm fehlen auch grundlegende soziale Erfahrungen, die nicht nachgeholt werden können.

Mit Blick auf diese Defizite ist die Initiative Baden-Württembergischer Bildungswissenschaftler zu begrüßen, in einen Strategiedialog für die Schwerpunktsetzung vordringlicher Aufgaben zutreten. Wenn alle am Schulleben Beteiligten zusammen mit der Politik in einen Dialog über die zukünftige Bildung im Land treten, dann ist das ein gutes Zeichen für bessere Lernumgebungen unserer Kinder und Jugendlichen, meint der Vorsitzende des Landeschulbeirats, Karl-Heinz Wagner. Weiter vertritt er die Meinung, dass – ohne andere Schularten zu vernachlässigen – es jetzt gilt, sich um die Kleinsten zu kümmern, die kommen nämlich irgendwann in all den anderen Bildungsgängen an – „Auf die Anfänge kommt es an“.

Die Initiative der Bildungswissenschaftler verlangt vorausschauende Planung und Schwerpunktsetzung – das ist vor allem für die Gewinnung gut qualifizierter Lehrkräfte wichtig und auch für die Förderung der Schülerinnen und Schüler, die die Mindestanforderungen bislang nicht schaffen.

Der LSB sieht hier eine wichtige Perspektive und will sich in einen solchen Dialog einbringen. Er wird die Expertise seiner Mitglieder aus den Bereichen Lehrerbildung, Berufsbildung, Jugendbildung, kommunaler Trägern, der Wirtschaft, den Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern sowie den für die Schulqualität verantwortlichen Gremien und Instituten des Kultusministeriums nutzen, um seiner Beratungsaufgabe gegenüber dem Kultusministerium tatkräftig nachzukommen.